Pleiten, Pech und Pannen –
die letzten Reisevorbereitungen
Viele Monate in, unter und auf Giorgio sind vorbei. Unzählige Schrauben, Flüssigkeiten und andere Betriebsteile wurden erneuert. Endlich sind wir fertig, bevor uns der Iveco den letzten Nerv raubt. Nun stehen nur noch Schönheitsarbeiten und andere Reisevorbereitungen an.
Also los, Wohnung kündigen und ausräumen. Die Kisten sind gepackt, wir machen den Aufzug voll und runter geht’s. Wumps! Ein Knall, eine Erschütterung, Dunkelheit. Der Aufzug steht still und bewegt sich keinen Zentimeter mehr. Kein Knopf reagiert. Smartphone? Fehlanzeige! Kurz macht sich in mir Panik breit. Es ist Wochenende. Wie kommen wir hier wieder raus? Ich drücke die Alarmtaste. Nichts. Energisch presse ich erneut darauf. Tuuuut! Dann die Stimme einer Frau. Welch ein Glück! Sie versucht, einen Monteur zu organisieren. Eingezwängt zwischen Bergen an Kisten und Schrankbrettern verharren Sven und ich in dem kleinen viereckigen Kasten. Plötzlich hören wir ein näher kommendes Martinshorn. Was da wohl los ist? Kurz darauf wissen wir es. Außerhalb der Aufzugtür hören wir Geräusche, dann blicken wir in die Augen einer Feuerwehrmannschaft. Oh nein! Wir werden von der Feuerwehr gerettet? Und es kommt noch schlimmer, denn zusätzlich dazu wartet auch noch ein Mann des Rettungsdienstes auf uns. So ein Auflauf, ich möchte im Erdboden versinken. Wir werden gerettet, meine Kisten nicht. Sogleich wird der Aufzug abgesperrt. Meine Gegenstände sehe ich erst mal einige Tage nicht mehr.
Passagierschein A38
Nächste Station: Ein Zweitpass muss her. Ich suche das Bürgerbüro auf und erhalte eine Wartenummer. Mit dieser darf ich mich draußen in die Menschenmasse an Nummern einreihen. Oh nur noch 30 vor mir, na dann. Irgendwann blinkt meine Nummer auf, ich stürme zum Schalter. „Zweitpass? Äh, ne, weiß ich nicht.“ Der Chef des Bürgerbüros wimmelt mich ebenso ab. „Das dürfen wir nicht ausstellen.“ Aha, interessant, denke ich nur. Wieso haben dann sowohl Sven als auch alle anderen Weltenbummler, die ich kennengelernt habe, ohne Probleme einen bekommen? Zweitpass ist nicht, na dann bitte einen neuen Reisepass. Ich lege meinen alten Reisegefährten und ein aktuelles biometrisches Passbild vor. Die Dame möchte aber unbedingt noch die Geburtsurkunde haben. Also wieder raus und sich von den Eltern ein Foto der Urkunde schicken lassen. Dann wieder zurück. Allerdings nur bis zur Tür, denn dort teilt man mir mit, dass ich wieder eine Wartenummer ziehen muss. Herzlichen Dank! Erneut bin ich eine von vielen Nummern und warte geduldig. Dann wieder zum Schalter, wo das Foto dankenswerterweise akzeptiert wird. Dann kommt die Bezahlung. „Debitkarte? Ne, wir nehmen nur bar oder EC.“ Gedanklich ziehe ich bereits die dritte Wartenummer während ich in meinem Geldbeutel krame. Ich bete innerlich, dass ich die Menge an Bargeld dabei habe. Glücklicherweise ist mein restlicher Bestand ausreichend. Dennoch kam ich mir heute ein bisschen wie im „Haus das Verrückte macht“ aus Asterix und Obelix vor.
Der Christbaum des Iveco leuchtet – Ist denn schon wieder Weihnachten?
Zwei Wochen vor der geplanten Abfahrt. Es ist abends und bereits dunkel. Giorgio macht keinen Mucks mehr. Er lässt sich nicht starten, stattdessen gibt er ein Blinkkonzert der verrücktesten Meldungen zum Besten. Panik macht sich breit. Was ist da los? Sven sieht uns schon mit dem Fahrrad statt mit Giorgio die Weltreise antreten. Ein weiterer Versuch mit Starthilfe. Er springt an, wenn auch holprig. Ein Blick auf die Batterie und das Messen der Spannung verrät, dass dies der Übeltäter ist. Wir bestellen eine neue Batterie. Bei deren Ankunft der nächste Schock – alles ist nass! In kürzester Zeit frisst sich die Batteriesäure durch die Jeans und hinterlässt ein immer größer werdendes Loch. Versuch Nummer 2 der Batteriebeschaffung ist dann immerhin erfolgreich und Giorgio schnurrt mit seiner neuen Energiequelle wieder wie ein Kätzchen.
Countdown
Eine Woche noch bis zum Startschuss in unser Abenteuer. Die eigens designten und gezeichneten Aufkleber für Giorgios Kasten sind fertig. Juhu! Ich freue mich total und kann es kaum erwarten, dass es losgeht. Doch unsere Vorfreude wird bereits erneut von einem anderen Übeltäter überschattet. Corona schlägt zu und setzt erst Sven und dann mich erst mal außer Gefecht.
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