Die unbeschreibliche Hitze des Tages laugt uns aus. Es hat nun schon zum vierten Tag in Folge tagsüber 47 Grad Celsius. Schon den ganzen Tag befinden wir uns auf einer Teerstraße mit weit geöffneten Fenstern. Die heiße Wüstenluft bläst uns wie von einem Heißlultföhn an, in der vergebenen Hoffnung nach Erfrischung. In unregelmäßigen Abständen stoppen wir, um unsere Oberteile mit Wasser zu benetzen und unsere Kopftücher zu tränken. Die schon förmlich negative Luftfeuchtigkeit lässt das Wasser in den Stoffen blitzartig verdampfen. Durch die Verdampfung eiskalt wickeln wir uns gekonnt einen Turban, um überhaupt noch klar denken zu können. Der extrem trockenen Luft geschuldet gibt es nicht einmal Kondenswasser an unseren Wasserflaschen, die wir aus dem zwei Grad kalten Kühlschrank holen. Dem Kühlschrank, der ächzend den ganzen Tag läuft, da neue Wasserflaschen schneller nachgefüllt werden müssen, als sie überhaupt durchgekühlt werden können.
Am späten Nachmittag trennen uns nur noch 25km von unserem erhofften Übernachtungsplatz. Wir ahnen noch nicht beim Verlassen der Teerstraße wie lange wir dafür kämpfen müssen. Die ersten abgezäunten Grundstücke am Straßenrand können wir noch hinter uns lassen, doch dann stecken wir auch schon im Weichsand fest. Luft ablassen, scheiße! Ich steige aus und schon ist der erste Schwung Sand in meinen Adiletten. Es dauert keine Sekunde bis die Schmerzrezeptoren in meinen Füßen Alarm schreien und sich meine Füße anfühlen, als hätte ich mich auf eine heiße Herdplatte gestellt. Schnell den Sand aus den Latschen schütteln. Jetzt gekonnt von Ventil zu Ventil tänzeln, um bei ohrenbetäubendem Lärm die Luft aus dem Reifen schießen zu lassen. Geschafft! Wieder den Fahrersitz erklimmen und nur bei jedem fünften Schritt die Füße verbrannt.
Nach Weichsand mit vereinzelten Strohhütten folgt ein Steinfeld aus schwarzem Lavagestein. Die Luft heizt sich über dem Gestein noch mehr auf, bevor sie zu unseren Fenstern hereinkommt. Wir rumpeln und schwanken Meter um Meter über die Steinbrocken. In der Hitze und Belastung wird das Öl in den Stoßdämpfern so dünnflüssig, dass keinerlei Dämpfung mehr vorhanden ist. So schlagen wir bei jeder tieferen Delle im Steinfeld durch und nur der Gurt hält uns in den Sitzen.
Im Hitzedelirium erreichen wir unser Ziel. Den kurzen Fußmarsch, der uns zu einem Tümpel vor einem ausgetrockneten Wasserfall führen soll, verschieben wir kurz vor dem Sonnenuntergang.
Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir den Tümpel, deutlich größer als erwartet. Wir sind dem ausgetrockneten Fluss gefolgt, stehen nun oben und schauen herab. Die absolute Stille wird nur von den Rufen eines Käuzchens durchbrochen. Dann steigt eine Luftblase lautstark empor. Wir sind angespannt, vor der Gefahr die regungslos lauert. Ein schwarzer Ast treibt scheinbar im braungrünen, trüben Wasser. Jetzt können wir sie sehen, vollkommen bewegungslos am Sandausläufer des Wassers. Wie gebannt beobachten wir durchs Fernglas die Letzten ihrer Art. Nur hier wurden die mächtigen Jäger nicht zu Gejagten, Dank dem Glauben der hiesigen Volksstämme: “Wenn die Krokodile gehen, dann geht auch das Wasser”.
Die Abenddämmerung geht viel zu schnell vorbei und so stolpern wir im letzten Licht zurück, um am frühen Morgen wieder zu kehren. Auch am nächsten Tag hat das trübe Gewässer nichts an seiner Unheimlichkeit verloren, denn jetzt können wir 17 Sahara-Krokodile beim Sonnenbad sehen, plus einige scheinbaren Äste im Wasser.
Der Bann dieses magischen Ortes lässt uns einfach nicht los. So büßen wir dafür, dass wir die gleiche Offroad-Piste in erbarmungsloser Hitze zurück zur Straße fahren müssen.
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