Weihnachtszeit ist Bastelzeit
Weihnachtszeit ist Bastelzeit! Das merken auch wir. Doch statt Adventskranz binden und Sterne falten stehen bei uns andere Dinge auf dem Programm.
Giorgios Weihnachtslichter
Giorgio hat sich dazu entschlossen, ein paar Lichter für die Weihnachtszeit auf dem Display leuchten zu lassen. Bei der Meldung „Motor sofort abstellen und prüfen lassen“ fahren wir vorsichtshalber doch mal zur Iveco-Werkstatt in Gandia. Unser Problem ist zunächst zweitrangig. Sobald wir die Inspektionsfläche befahren haben, tauchen plötzlich sämtliche Mitarbeiter der Firma auf. Die Mechaniker kriechen unter den Autos hervor, andere Fachkräfte hören zu arbeiten auf. Ihre Augen strahlen und sind ganz auf uns gerichtet. Besser gesagt auf Giorgio. Die sprachliche Verständigung ist schwierig, zwei junge Burschen meinen mit ihren wenigen Englischkenntnissen nur: „It’s so beautiful. I think I’m in love.“ Unser roter Freund hat es ihnen richtig angetan.
Nun aber zum Sachlichen. Das Diagnosegerät wird angesteckt. Wir warten gespannt. Und dann, mit ein bisschen Spanisch, Händen, Füßen und Google Translater erfahren wir schließlich, was unserem Iveco fehlt: Kaputte Glühkerzen und ein paar spinnende Sensoren. Alles nicht schlimm. Fahrt einfach weiter. Wir atmen auf und mit einem erleichternden Grinsen im Gesicht düsen wir mit Giorgio davon.
Los Paneles Solares no functionan
Die Sonne strahlt in vollen Zügen. Erwartungsvoll blicken wir auf das Display unseres Akkus. Er lädt – nicht! Bereits seit Borghetto regt sich keine unserer drei Solarplatten mehr. Unglaublich, sie haben tatsächlich nur von Deutschland bis Italien gehalten. Wo bekommen wir nun neue her? Sollen wir sie im Internet bestellen? An den roten Bus im Nirgendwo in Norditalien? Wohl kaum. Also doch eine Solarfirma anfahren? Leichter gesagt als getan. Das Unternehmen in unserer Umgebung, welches im Internet den seriösesten Eindruck macht, entpuppt sich bei der Anfahrt als nicht existent oder viel mehr als Nagelstudio.
Zwei Länder später und um einiges an Erfahrung reicher probieren wir es erneut. Die Bilder auf GoogleMaps zu den meisten Geschäften mit Solarplatten in der Nähe von Gandia sehen mal wieder fragwürdig aus. Die Gegend ist es auch. Bei der Firma ReSol wollen wir es dennoch versuchen. Gutes Zeichen bei der Ankunft, es gibt sogar ein Schild mit dem Firmennamen am Zaun. Zuversichtlich spazieren wir durchs Tor und – wow! Wir finden ein modernes Gebäude vor und werden sofort von zwei netten Männern empfangen. „Solarplatten? Klar! Wie viele denn?“ „Ähm, nur eine.“ „Eine Palette?“ „Wir dachten eher an eine einzige Platte.“ Schweigen. Kurzes Nachdenken. „Maybe it’s possible!“ Aus dem „maybe“ wird ein „kein Problem“ und die Schienen für unsere Dachkonstruktion gibts gleich noch dazu. Bleibt die Frage, wo wir das Ganze montieren?
Da sind wir nun, am Rand einer viel befahrenen Straße, an der Autos und LKWs vorbeischießen. Der halbe Inhalt des Busses steht draußen neben einer Parkbank, es beginnt zu nieseln. Bald dämmert es. Löcher anzeichnen, bohren, flexen, schrauben. Sven auf Giorgios Dach, ich am Boden versuchen wir die Installation vor Einbruch der Dunkelheit fertig zu bekommen. Passanten gehen erstaunt vorbei, bleiben stehen. Sieht man wohl nicht alle Tage. Glücklicherweise schaffen wir es gerade rechtzeitig. Nächster Morgen. Es ist ein bewölkter Tag. Doch das ist für diese Platte kein Hindernis. Der Akku lädt und wir freuen uns wie Bolle.
McGyver lebt wieder auf
Ein weiteres Problem, das wir seit unserer Slowenientour mit uns herumfahren, ist der Druckverlust eines Reifens. Die professionelle Reparatur mit dem Haushaltsgummi hält zwar bis heute, doch im Vergleich zu den anderen drei verliert unser Problemreifen mehr Luft. Ein neues Ventil muss her, doch die Montage ist aufwendig. Auf die Schnelle entscheiden wir uns noch einmal fürs Aufpumpen. Kompressor raus, anstecken. Warten. Dann ein kräftiges „Pfffffffff“ und die Luft fließt vom Reifen lautstark in den Kompressor. Grandios! Also Werkzeugkiste auf und das Gerät zerlegen. Sven taucht in die Tiefen des Kompressors ab und entfernt Stück für Stück Schrauben, Deckel und Dichtungen. Dann alles schön dick einfetten und wieder zusammenbauen. Der Test? Erfolglos! Zweiter Versuch. Wieder alle Einzelteile entnehmen, putzen, unebenen Lack abfeilen. Zusammenbauen. Test? Negativ. Während der dritten Runde des Auseinanderbauens leere ich, nach Svens Anweisung, einen unserer Tetrapacks aus. Dann kommt wieder McGyver ins Spiel. Geschickt schneidet Sven mit dem Cuttermesser zwei neue Dichtungen daraus zurecht. Richtig plazieren, Einzelteile festschrauben. Bäm! Der Kompressor läuft und pumpt wundersamerweise sogar besser als frisch nach dem Kauf.
Einige Kilometer und Stellplätze weiter will Sven es dann doch wissen. Mit vollem Körpereinsatz lockert er die Radmuttern und entfernt den Reifen. Um nun an das Ventil an der Innenseite zu gelangen, muss der Mantel runter. Dafür bedarf es einer ordentlichen Krafteinwirkung. Kurzerhand schnappt sich Sven den Wagenheber und positioniert diesen zwischen dem Reifen und Giorgio. Ein paar Mal auf- und abhebeln. Und dann? Stückchenweise gibt der Mantel nach bis er sich von der Felge trennen lässt. Unser alter Haushaltsgummi ist schön verklebt immer noch um das Ventil herum zu erkennen. Nun wird es aber Zeit für eine richtige Dichtung.
Danach muss alles wieder zurück an Ort und Stelle. Schnell wieder den Mantel drauf – „peng!“ Ein ohrenbetäubender Knall. Die Blicke der Campinggäste sind auf uns gerichtet. Ich ahne schlimmes. Doch Sven beruhigt mich. Alles Teil des Ventil-Wechsel-Programms. Der Kompressor hat gerade nur den Mantel zurück über den Felgenhump schnalzen lassen! Achso, na dann.
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